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Viele Virusinfektionen füllen die Betten

Viele Virusinfektionen füllen die Betten

Planbare Behandlungen müssen teilweise leider verschoben werden

Während die SARS-CoV-2-Pandemie die Kinder- und Jugendmediziner/innen bislang nur mit wenigen schwerkranken COVID-Patientinnen und Patienten konfrontierte, führt aktuell eine ungewöhnlich starke Infektionswelle mit dem sogenannten RS-Virus zu massiven Platzproblemen in vielen Kinder- und Jugendkliniken in ganz Deutschland und vor allem auch in Franken. „Wir stehen kurz vor einer Überlastungssituation bei der Versorgung kranker Kinder und Jugendlicher“, warnt Prof. Dr. Joachim Wölfle, Direktor der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Das RS-Virus ist nach Angaben des RKI ein weltweit verbreiteter Erreger von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter und einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern.

Aktuell stünden alle Kinderkliniken der Region in engem Austausch über mögliche Aufnahmekapazitäten. Eltern müssten zwischenzeitig mit ihrem kranken Kind aus Nürnberg, Fürth oder Erlangen bis nach Hof oder Coburg fahren, wenn eine stationäre Aufnahme erforderlich ist. Prof. Wölfle appellierte an alle Eltern, bei Infektionen ihrer Kinder zunächst den Kinder- oder Hausarzt aufzusuchen und nicht die Ambulanz der Kinderklinik. Gleichzeitig bittet er um Verständnis, wenn planbare, nicht dringend notwendige Behandlungen in der Kinderklinik kurzfristig verschoben werden müssen. „In diesen Fällen informieren wir die Eltern möglichst frühzeitig“, so Prof. Wölfle.

„Wir tun, was wir können, um Patienten aufzunehmen“

Infektionen mit dem RS-Virus können schon bei gesunden Säuglingen und Kleinkindern dazu führen, dass diese zusätzlichen Sauerstoff benötigen und dafür ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird. „Bei Kindern mit Vorerkrankungen von Organen, wie der Lunge oder des Herzens, sind zusätzlich deutlich schwerere Verläufe möglich“, erläutert Prof. Wölfle. In der Erlanger Kinder- und Jugendklinik stehen neben 11 Intensivbetten insgesamt 146 Betten für die allgemeine Pädiatrie, Kinderkardiologie, Kinderchirurgie und Kinderurologie zur Verfügung. „Derzeit sind leider alle Betten voll, aber wir tun, was wir können, um wenigstens jeden Tag einige neue Patienten aufnehmen zu können.“

Zusätzliche Probleme schafft neben der RSV-Infektionswelle die Zunahme an krankenhauspflichtigen kinderpsychiatrischen Erkrankungen in der Corona-Pandemie. Der Grund liege beispielsweise darin, dass Patientinnen und Patienten mit Essstörungen und kritischem Untergewicht infolge hoher Auslastung der stationären Kinderpsychiatriebetten nicht in den Kinderpsychiatrien aufgenommen werden können und deshalb oft in den Kinder- und Jugendkliniken verbleiben. „Dies führt bereits heute dazu, dass eine wohnortnahe stationäre Betreuung für kranke Kinder und Jugendliche nicht immer möglich ist und geplante stationäre Aufnahmen chronisch Erkrankter verschoben werden müssen.“ Diese Versorgungsschwierigkeiten seien ein bundesweit zu beobachtendes, saisonal wiederkehrendes Phänomen, wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) erhoben hat. Ein Grund: Die Kinder- und Jugendmedizin sei personalintensiv und im DRG-Fallpauschalensystem unterfinanziert. Die Folge seien ein zunehmender Bettenabbau und die Schließung von Kinderkliniken – ein Missstand, der durch Nachwuchsprobleme in der Kinderkrankenpflege nach der Umstellung auf die generalistische Pflegeausbildung noch weiter erschwert wird.

Weitere Informationen zum Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV) auf den Seiten des Robert Koch Instituts unter:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_RSV.html

Weitere Informationen:

Johannes Eissing
Telefon: 09131 85-36102
E-Mail: presse(at)uk-erlangen.de