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Mit eigenen Erfahrungen Hoffnung schenken

Mit eigenen Erfahrungen Hoffnung schenken

Als ehemalige Leukämiepatientin steht eine Erlanger Ärztin krebskranken Kindern und ihren Familien zur Seite

Basteln, spielen und vor allem Mut machen – einmal im Monat besuchen ehemalige Patientinnen und Patienten des Kinderonkologischen Zentrums (Sprecher: Prof. Dr. Markus Metzler) des Uniklinikums Erlangen die Station 2c – die Kinderonkologie. Die Besucherinnen und Besucher, die heute selbst krebsfrei sind, wurden zuvor in speziellen Seminaren zu Mentorinnen und Mentoren ausgebildet. Mit verschiedenen Aktionen wollen sie Abwechslung in den Klinikalltag bringen, zum Erfahrungsaustausch da sein und Hoffnung vermitteln. Eine dieser „Ehemaligen“ ist Dr. Eva-Maria Wild. Mittlerweile ist sie nicht nur hin und wieder zu Gast, sondern in der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Uniklinikums Erlangen als Assistenzärztin angestellt. Im Alter von sieben Jahren erkrankte sie an akuter lymphatischer Leukämie, der häufigsten Form von Blutkrebs bei Kindern und Jugendlichen. Nach einer erfolgreichen Behandlung in Regensburg kam drei Jahre später der Rückfall – es folgte eine Knochenmarktransplantation in der Erlanger Kinderklinik. Seitdem ist die heute 28-Jährige krebsfrei. Als „Survivor“ unterstützt Eva-Maria Wild junge Krebspatientinnen, -patienten und ihre Angehörigen seit einigen Jahren nicht nur im Rahmen des Erlanger Mentorenprojekts der Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen e. V., sondern auch als Teilnehmerin der „Regenbogenfahrt“ der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Darüber hinaus leitet sie die Survivorgruppe von KIONET, dem Kinderonkologischen Netzwerk Bayern.

Zusammen mit einer anderen ehemaligen Krebspatientin baute Eva-Maria Wild 2014 das ehrenamtliche Erlanger Mentorenprogramm auf. „Es ist unheimlich wertvoll, mit den Familien in Kontakt zu kommen. Auch für uns Mentorinnen und Mentoren ist es schön, als Gruppe zusammen zu sein und sich über die eigenen Erfahrungen auszutauschen“, berichtet die junge Ärztin. „Damit das Angebot auch weiterhin bestehen kann, sind wir aktuell dringend auf der Suche nach neuen Freiwilligen, die selbst eine Krebserkrankung überstanden haben und sich vorstellen können, einmal monatlich die kinderonkologische Station zu besuchen, um Betroffenen zur Seite zu stehen.“

Ein Regenbogen für krebskranke Kinder und Jugendliche
Auf die Idee, überhaupt ein Mentorenprogramm in Erlangen zu etablieren, kam Eva-Maria Wild über eine ähnliche Aktion der Deutschen Kinderkrebsstiftung: An der Fahrrad- bzw. Mutmachtour „Regenbogenfahrt“ nehmen jährlich rund 50 junge Erwachsene teil, die in ihrer Kindheit oder Jugend an Krebs erkrankt waren. Sie besuchen kinderonkologische Stationen in ganz Deutschland, um Betroffenen zu zeigen, dass eine Krebserkrankung überwindbar ist. „Als ich damals im Krankenhaus von Teilnehmenden der Regenbogenfahrt besucht wurde, wusste ich direkt, dass ich irgendwann selbst mitfahren möchte. Jetzt bin ich mittlerweile seit zehn Jahren dabei“, erinnert sich die Ärztin. „Wir zeigen den Patientinnen und Patienten bzw. ihren Familien, dass wir trotz einer früheren Krebserkrankung jetzt wieder Fahrrad fahren, arbeiten, Hobbys pflegen und es uns gut geht. Man kann viel weitergeben, das ist sehr schön. Einer meiner Mitfahrer sagt immer ‚Nach der Tour haben wir nicht nur Muskelkater in den Beinen, sondern auch im Herzen‘. Das trifft es sehr gut, finde ich.“

Erfahrung als Wegweiser
Die zunächst ehrenamtliche Arbeit mit krebskranken Kindern und Jugendlichen in Kombination mit der eigenen Krankheitsgeschichte war für Eva-Maria Wild letztlich der ausschlaggebende Faktor für ihren beruflichen Werdegang. „Zwar gab es eine Zeit, in der ich mir sicher war, nie wieder eine Klinik betreten zu wollen, mein Interesse an der Medizin ist aber geblieben. Während des Medizinstudiums habe ich dann gemerkt, dass die Kinderonkologie der Bereich ist, in dem ich auch künftig tätig sein möchte“, erzählt sie. Nach ihrer derzeitigen Weiterbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin wird sich Eva-Maria Wild deshalb zur Kinderonkologin weiterbilden. „Dass ich die Situation junger krebskranker Menschen nachempfinden kann, wird mir im Beruf sicher ganz besonders helfen, die Patientenperspektive immer im Blick zu behalten.“

Arbeit für KIONET
Nicht zuletzt profitiert neben betroffenen Familien auch die Forschung von den Erfahrungen ehemaliger Krebspatientinnen und -patienten. Die Mitglieder der KIONET-Survivorgruppe, die Eva-Maria Wild leitet, unterstützen beispielsweise wissenschaftliche Studien, berichten den Forschenden aus Patientensicht über Sorgen und Bedürfnisse während einer Erkrankung und stehen für forschungsrelevante Fragen zur Verfügung. Unter dem Dach von KIONET versorgen die kinderonkologischen Abteilungen und Zentren der Universitätsklinika Augsburg, Erlangen, Regensburg und Würzburg sowie der LMU München und der TU München krebskranke Patientinnen und Patienten vom Neugeborenen bis zum 18-Jährigen. Durch KIONET soll jedes Kind Zugang zu innovativen Krebstherapien im Rahmen klinischer Studien erhalten – in der Nähe seines jeweiligen Wohnortes.

Weitere Informationen:

Dr. Eva-Maria Wild
09131 85-33118
eva-maria.wild(at)uk-erlangen.de