Arzneimitteltherapiesicherheit
Projektleiter: PD Dr. A. Neubert, Prof. Dr. W. Rascher
Aufgrund häufiger off-label-Anwendungen und fehlender altersgerechter Darreichungsformen sind Neugeborene und Kleinkinder besonders durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und Medikationsfehler gefährdet. Wir befassen uns seit vielen Jahren mit Methoden zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Dabei wurden UAW systematisch erfasst und risikoreiche Medikamente sowie gefährdete Patientengruppen identifiziert. Aktuell untersuchen wir die Auswirkungen einer elektronischen Verschreibung auf die AMTS und erarbeiten evidenzbasierte, strukturierte Dosierinformationen zur Integration in das Verordnungssystem (AVOID). Zudem übernimmt die Klinik federführend die Organisation des AMTS-Aktionsplanes 2013-2015 (Punkt 16: Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Arzneimitteln bei Kindern insbesondere im stationären Bereich). An mehreren EU-geförderten multizentrischen Pharmakovigilanzstudien (z. B. Langzeitsicherheit des Eisen-Chelators Deferiprone und Langzeitsicherheit von Methylphenidat bei Kindern mit ADHS) ist die Klinik wesentlich beteiligt. Außerdem wird – unter Federführung unserer Klinik – in einer EU-geförderten multizentrischen Phase-III Studie die Anwendung von Clonidin zur Sedierung in pädiatrischen Intensivstationen untersucht (CloSed). Darüber hinaus arbeiten wir am ebenfalls EU-geförderten Projekt „GAPP“ mit, welches die Wirksamkeit und Sicherheit von Gabapentin bei neuropathischen Schmerzen erforscht. Ziel beider Projekte ist eine Zulassung der untersuchten Medikamente in der Pädiatrie.
Perinatale Programmierung und frühe Determination renaler und kardiovaskulärer Erkrankungen
Projektleiter: Prof. Dr. A. Hartner, PD Dr. K. Benz
Ziel der Forschung ist es, die Auswirkungen von frühen Störungen in der Organentwicklung auf die Entstehung von Krankheiten im Jugend- und Erwachsenenalter zu verstehen. So wird untersucht, welche Folgen eine genetisch bedingte Reduktion der Nephronenzahl bzw. eine Störung der Nierenentwicklung für Niere und Kreislaufsystem im späteren Leben haben. Hierbei liegt der Fokus auf den Mechanismen der Pathogenese von entzündlichen Nierenerkrankungen, Hypertonie und Herzinsuffizienz. In weiteren Studien soll geklärt werden, welche plazentaren Veränderungen zu Schäden in kindlichen Organsystemen führen können, die die Entstehung von Krankheiten begünstigen. Diese Untersuchungen erfolgen in Kooperation mit dem Perinatalzentrum Franken.
Genetisch bedingte Erkrankungen des Neugeborenen
Projektleiter: Prof. Dr. Schneider
Im Zentrum der Forschungsaktivitäten steht die Aufklärung molekularer Pathomechanismen und die Entwicklung therapeutischer Strategien für Genodermatosen, d. h. Erbkrankheiten der Haut und ihrer Anhangsgebilde. Diese Erkrankungen sind selten, können aber schon im Neugeborenenalter zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Oft sind neben der Haut auch andere Organe, z. B. Auge, Ohr und Lunge, von krankhaften Veränderungen betroffen. Erste systematische Studien an Patienten unterschiedlichen Alters erlaubten die Erfassung von Genotyp-Phänotyp-Korrelationen als Voraussetzung für gezielte Behandlungsansätze. An Mausmodellen der Epidermolysis bullosa, der lamellären Ichthyose sowie der hypohidrotischen ektodermalen Dysplasie untersuchen wir Möglichkeiten der Gentherapie in utero bzw. der perinatalen Proteinersatztherapie. Ende 2013 haben wir - gemeinsam mit Kooperationspartnern in den USA - die erste therapeutische Studie an Neugeborenen mit hypohidrotischer ektodermaler Dysplasie begonnen, die auf den überzeugenden präklinischen Daten der letzten Jahre basiert.
Genomveränderungen bei kindlichen Krebserkrankungen
Projektleiter: Prof. Dr. M. Metzler, Prof. Dr. T. Langer (bis 06/2013)
Moderne molekularbiologische Methoden ermöglichen ein immer besseres Verständnis des Einflusses erblicher und erworbener Genveränderungen auf die Entstehung und den Verlauf von Tumorerkrankungen im Kindesalter. Diese Informationen versuchen wir für neue Diagnoseverfahren zu verwerten und in therapeutische Anwendungen zu übersetzen. Im Mittelpunkt unserer Arbeiten stehen akute und chronische Leukämien, Non-Hodgkin-Lymphom und Ewing-Sarkom sowie andere, im Kindesalter häufig auftretende Tumorformen. Neben Mutationen in Tumorzellen werden auch erbliche Genpolymorphismen im Blick auf das Risiko der Entwicklung von Spätfolgen einer Tumortherapie wie Hörminderung oder Kardiomyopathie untersucht. Seltene Tumorentitäten werden im deutschlandweiten Register „Seltene Tumorerkrankungen in der Pädiatrie“ (STEP), das an unserer Klinik beheimatet ist, erfasst und in wissenschaftlichen Begleitprojekten genauer charakterisiert.
Zelldifferenzierungswege in der Entwicklung des Skelettsystems
Projektleiter: Prof. Dr. M. Rauh, Prof. Dr. H. Schneider
Um die Herkunft von Knochenvorläuferzellen und die Rolle spezieller Signalmoleküle bei skelettalen Differenzierungsprozessen aufzuklären, nutzen wir ein breites Methodenspektrum, das von immunhistochemischen Ansätzen und Genexpressionsanalysen über Zellkultur-Testsysteme bis zur massenspektrometrischen Bestimmung verschiedener Enzymaktivitäten reicht. Weiterhin beschäftigen wir uns mit der gezielten Differenzierung von Stammzellen aus Nabelschnurblut in Knochen- und Knorpelzellen. Diese könnten z. B. genutzt werden, um Ersatzgewebe für den Verschluss von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten - der häufigsten angeborenen Fehlbildung - herzustellen und betroffenen Kindern so zusätzliche Operationen zu ersparen.
Perinatale ZNS-Hypoxie und Neuroprotektion
Projektleiter: Prof. Dr. R. Trollmann
Mit dem Ziel der Früherkennung bzw. Vermeidung von perinatal erworbenen ZNS-Läsionen durch akute bzw. chronische Hypoxie analysieren wir die Regulation und Funktion Hypoxie-induzierbarer Transkriptionsfaktoren (HIF) im unreifen Gehirn. HIF-regulierte Faktoren, die auf die frühe Hypoxieadaptation entscheidenden Einfluss haben, wurden als plazentare Indikatoren einer schwerwiegenden perinatalen ZNS-Hypoxie beim Neugeborenen charakterisiert. An einem Mausmodell der perinatalen Hypoxie ließen sich alters- und zellspezifische molekulare Effekte von Hypoxie auf endogene neuroprotektive Faktoren im unreifen Gehirn nachweisen. Zudem haben wir die Auswirkungen einer perinatalen zerebralen Hypoxie auf die frühe neuronale Migration, die Gliazell- und die Blut-Hirnschrankenfunktion untersucht und pharmakologische Interventionen zur HIF-Stabilisierung getestet.